Vorsorgen für später: Gewusst, wie!

„Jeder Mensch braucht eine Lebensversicherung!“, „Sparbuch war gestern, investieren Sie in Aktien!“ oder „Ohne Abschluss einer Zukunftsvorsorge wird’s später finanziell eng!“ – Sätze wie diese haben viele von uns schon einmal gehört. Das bedeutet aber nicht, dass sie deshalb zutreffend sind.

Sich zu diesem Thema Gedanken zu machen, ist aber sehr wichtig. Denn es kann Ihren ganz persönlichen Lebensabend beeinflussen. Doch was ist für Sie ideal? Das herauszufinden braucht ein bisschen Zeit und Köpfchen – wir unterstützen Sie dabei. 

1. Die eigene Lebenssituation checken

Ideal ist Vorsorge dann, wenn sie zu Ihrer Lebenssituation passt. Die aber verändert sich permanent – mit dem Älterwerden, mit neuen Plänen und Zielen im Leben, durch Unvorhergesehenes wie eine Erkrankung oder einen Unfall. Finden Sie deshalb zuerst heraus, wo Sie gerade stehen – und wo Sie hinwollen. Diese Fragen helfen dabei:

  • In welcher Lebenssituation bin ich gerade? Habe ich Familie, Angehörige? Was mache ich gerne, welchen Hobbys gehe ich nach?
  • Wie möchte ich mich entwickeln? Eine Familie gründen, Kinder? Wie lebe ich derzeit – Wohnung, Haus? Wie und wo möchte ich in Zukunft leben?
  • Wo stehe ich beruflich? Bin ich damit zufrieden oder habe ich weitere Ziele, möchte mich beruflich weiterentwickeln? Sind dafür – vielleicht kostenintensive – Ausbildungen nötig?
  • Was könnte Unerwartetes passieren, das mein Leben aus der Bahn werfen könnte? Arbeitslosigkeit? Eine Erkrankung, ein Unfall? Wo liegen meine Risiken im Berufs- und Privatleben? Könnte es sinnvoll sein, dafür Maßnahmen zu treffen?

All diese Fragen helfen Ihnen dabei, ein genaues Bild zu bekommen, wie Ihr Leben derzeit ist und wie es sich entwickeln könnte. Das wiederum bildet eine gute Ausgangsbasis für Vorsorge-Überlegungen.  

Tipp

Erstellen Sie nun eine Übersicht über Ihre Einnahmen und Ausgaben. Berücksichtigen Sie dabei die Ergebnisse der vorangegangenen Fragen. So finden Sie heraus, wie viel Geld für Vorsorgemaßnahmen ohne Probleme und über längere Zeit hinweg zur Verfügung stehen würde. 

2.  Welches Ziel? Wie viel Zeit?

Jede Vorsorgemaßnahme bzw. jedes Produkt erfüllt einen anderen Zweck, ist zeitlich anders orientiert. Daher ist es wichtig, sich nun eine möglichst genaue Vorstellung davon zu machen, welchem Ziel Ihre Vorsorge dienen soll.

  1. Risikovorsorge: ist die absolute Grundlage dafür, ohne Bedrohung der eigenen (finanziellen) Existenz Vorsorgemaßnahmen treffen zu können. Darunter versteht man z. B. die eigene Wohnungseinrichtung etwa gegen Brand oder Ähnliches versichert zu haben. Wie Sie herausfinden, welcher Versicherungsschutz für Sie sinnvoll ist, lesen Sie hier.
  2. Kurzfristiger Notcent: Eine jederzeit verfügbare Reserve ist notwendig – wenn das Autoservice teurer ausfällt oder die Waschmaschine kaputt wird. Dafür das Konto überziehen zu müssen kostet zusätzlich.
  3. Mittelfristiges Sparen: z. B. für geplante Ausbildungen, den Kauf eines Grundstücks, Reisen, die Gründung einer Familie.
  4. Langfristiges Sparen bzw. Anlegen: Kleine oder größere Beträge über längere Zeit dienen dem Vermögensaufbau. Planen Sie so, dass Sie auf die angesparte Summe nicht kurzfristig zugreifen müssen, um ein finanzielles Loch zu stopfen – dafür gibt es den Notcent.
  5. Auf einen bestimmten Zeitpunkt gerichtete „Pensionsvorsorge“: Hierbei geht es um eine Leistung, die über eine lange Dauer angespart und erst zum Vertragsende gewährt wird – vorzeitige Auflösung ist in der Regel ein Minusgeschäft!
  6. Alternative Vorsorgearten: Auch ohne Finanzmarktprodukte können Sie Vorsorge (fürs Alter) betreiben. Vielleicht können oder wollen Sie sich diese nicht leisten. Beispiele finden Sie im nächsten Abschnitt „Die Qual der Wahl“.

Tipp

Überprüfen Sie Ihre Überlegungen regelmäßig, denn Lebenssituationen und Ziele können sich ändern – und damit auch Ihr Bedarf!

3. Die Qual der Wahl

Sie haben nun einen genauen Überblick über Ihre Lebenssituation und Ihre Ziele. Nun geht es daran herauszufinden, welche Maßnahmen für Sie persönlich Sinn machen. 

Vorsorge kann viele Gesichter haben. Für die Pension vorsorgen kann bedeuten, ein Eigenheim zu kaufen und den Kredit bis zur Pensionierung abbezahlt zu haben. Oder schon beim Kauf/Bau auf die altersgerechte Ausführung achten, um sich einen eventuellen späteren Umbau zu ersparen. So bleibt dann monatlich mehr Geld zur Verfügung, wenn Sie nicht mehr Ihr Gehalt, sondern Ihre Pension beziehen.

Vorsorge kann bedeuten:

  • sich zu überlegen, den Lebensabend nicht gemeinsam mit dem Partner bzw. der Partnerin allein in einem großen Haus zu verbringen, sondern eine Wohngemeinschaft mit Gleichgesinnten zu gründen.
  • Dass sich Alt und Jung gegenseitig bei Kinderbetreuung und beschwerlichen Tätigkeiten helfen.
  • Oder Sie definieren mit einer Vorsorgevollmacht schon jetzt, wer im Falle des Falles die Entscheidungsvollmacht für Sie haben soll.
  • Vorsorge kann auch bedeuten, in Kunst, Oldtimer-Raritäten oder andere Wertgegenstände zu investieren

Tipp

Eine der besten Vorsorgemaßnahmen ist es, schuldenfrei in Pension zu gehen!

4. Auf zum Berater:innen-Check

Vorsorge kann genauso ein klassisches Finanzprodukt bedeuten. In diesem Fall ist nun der Berater:innen-Check unerlässlich. Machen Sie sich ein genaues Bild Ihres Gegenübers: Ist es jemand von einer Bank, von einer Versicherung? Oder jemand, der/die Produkte von verschiedenen Anbietern vermitteln und Ihnen geeignete Vorschläge aus der gesamten Bandbreite machen kann? Bedenken Sie: Ihre Interessen müssen bei der Beratung im Vordergrund stehen. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit!

Tipp

Lassen Sie sich keinesfalls zu einem Abschluss drängen, Vorsorgeprodukte sind niemals Schnäppchen!

5. Welches Produkt passt?

Haben Sie Ihren geeigneten Berater bzw. Ihre Beraterin gefunden, lassen Sie sich die Möglichkeiten zur Vorsorge gut erklären. Fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas unklar ist. Was wird versprochen? Was sind die Risiken? In der Regel werden solche Produkte über lange Zeiträume abgeschlossen – überlegen Sie gut, welche Prämienhöhe Sie auf Dauer bezahlen können (siehe Punkt 1, Lebenssituation checken).

Beim Abschluss von Finanzprodukten fallen in der Regel anfangs höhere Abschlusskosten an. Ein frühzeitiger Ausstieg aus dem Produkt ist meist nicht empfehlenswert, da mit Verlusten zu rechnen ist. Umso wichtiger ist eine realistische Einschätzung vor Abschluss eines Vertrags.

Produkte, die man nicht versteht, sind mit Vorsicht zu genießen. Die Erfahrung unserer Konsumentenberater:innen zeigt: Oft werden sie innerhalb einiger Jahre verlustreich wieder aufgelöst.

Tipp

Schließen Sie keinen Vertrag ab, bei dem Sie nicht sicher sind, ob die Prämienhöhe auf Dauer leistbar ist! Das gilt auch im Falle einer kostenpflichtigen Ausbildung, eines Hausbaus, eines Wohnungskaufs oder einer Arbeitslosigkeit. Überziehen Sie Ihr Konto nicht dafür! Eher mit kleineren Beträgen einsteigen, Sie können immer noch erhöhen.

6. Vorsorgemythen – ist was dran?

Am Abschluss eines Vorsorgeprodukts führt kein Weg vorbei!

Falsch. Ob ein Finanzprodukt oder eine alternative Vorsorgemaßnahme für Sie besser geeignet ist, hängt von Ihrer persönlichen Lebenssituation und nicht zuletzt von der finanziellen Leistbarkeit ab. Möglicherweise ist Schuldenabbau oder bestehende Risiken zu versichern, dringlicher.

Mit privater Altersvorsorge kann man nicht früh genug beginnen!

Jein. Ja, weil das Ihre Spardisziplin fördern kann. Ja, weil kleine, dauerhafte Beträge über viele Jahre zu einem Vermögen werden können. Nein, weil bei frühzeitigen überstürzten Entscheidungen womöglich ein Produkt gewählt wird, das nicht (auf Dauer) für Sie passt. Besser gut überlegen!

Unterschreiben Sie sofort, dieses Angebot gibt’s nie wieder!

Stopp! Bei Vorsorgeprodukten sind keine Schnäppchen zu machen. Daher nicht drängen lassen, sondern Ihre Entscheidung gut abwägen!

Sie können sich bei finanziellen Engpässen jederzeit Teilbeträge auszahlen lassen!

Ja, das ist bei einigen Produkten möglich. Aber Achtung: Mittel- und langfristige Vorsorge- und Anlageprodukte sind kein jederzeit behebbares Sparbuch. Das bedeutet: Erhebliche Kosten, Auszahlungsbeschränkungen oder (kurz- oder längerfristige) Kurseinbrüche machen das Herausnehmen von Teilbeträgen meist zu einem Minusgeschäft – für Sie!

7 Prozent Rendite!

Finger weg – derartige Aussagen sind unseriös. Vorsicht, wenn ein Produkt zu gut klingt, um wahr zu sein! Vorsicht auch vor der eigenen Gier oder dem Glauben an die eigene Expertise! Kaufentscheidungen sind oft emotional – daher besser einmal öfter nachfragen, z. B. bei unserer AK-Konsumentenberatung!

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Haben Sie weitere Fragen? Unsere AK-Konsumentenberatung erreichen Sie unter 05 7171 – 23 000.

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