Erster Schritt: Nachfragen oder nachfragen lassen
Am Anfang steht immer eine Diagnose. Aber jedes Schicksal ist individuell. Deshalb ist es wichtig, dass Sie nachfragen, welchen Weg Sie einschlagen können - auch wenn Sie mit Ihrem Gesundheitszustand genug zu tun haben. Vielleicht kann sich jemand für Sie erkundigen.
Wenden Sie sich an die
Gesundheitskasse oder an die
Sozialrechtsexpert:innen der AK.
Wie lange zahlt die Firma mein Gehalt weiter?
Wer krank wird, muss vom Arbeitgeber
weiterhin Entgelt bekommen. Entgelt ist nicht nur Lohn und Gehalt. Auch regelmäßige Überstunden oder Zulagen, im Durchschnitt gerechnet, gehören dazu.
Zunächst muss der Arbeitgeber das Entgelt voll zahlen, später zur Hälfte. Während der halben Entgeltfortzahlung erhalten Sie zusätzlich das halbe Krankengeld von der ÖGK (= Österreichischen Gesundheitskasse).
Endet die halbe Entgeltfortzahlung durch den Arbeitgeber, bekommen Sie das volle Krankengeld von der ÖGK.
Wie lange der Arbeitgeber das Entgelt zahlen muss, hängt von der Dauer Ihres Arbeitsverhältnisses ab und ist für Arbeiter:innen und Angestellte weitgehend gleich geregelt.
Sowohl das halbe als auch das volle Krankengeld müssen Sie beantragen - Sie bekommen es nicht automatisch.
Achtung
Wenn Sie das Arbeitsverhältnis karenzieren, besteht kein Anspruch auf Krankengeld. Wir empfehlen Ihnen jedenfalls bevor Sie eine Karenzierungsvereinbarung unterschreiben, sich an die Sozialrechtsexpert:innen der AK zu wenden.
Wie und wo beantrage ich das Krankengeld?
Welche Unterlagen brauche ich dazu?
- Krankenstandsbestätigung: Ist der Krankenstand noch laufend, so muss dies von Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt bestätigt werden.
- Eine vom Dienstgeber ausgestellte Arbeits- und Entgeltbestätigung.
- Eine Aufenthaltsbestätigung, wenn Sie sich während Ihres Krankenstandes stationär im Spital waren.
- Für Bankanweisungen benötigt die ÖGK Ihren IBAN und BIC.
Sie können sämtliche Unterlagen per E-Mail, Fax, Post oder persönlich in einer Kundenservicestelle einreichen.
Ist das Krankengeld so hoch wie mein Gehalt oder wird es gedeckelt?
Bis zum 43. Tag der Arbeitsunfähigkeit infolge Erkrankung gibt es 50 Prozent der Bemessungsgrundlage - da sind die Sonderzahlungen schon eingerechnet. Danach gibt es 60 Prozent der Bemessungsgrundlage.
Die Bemessungsgrundlage ist Ihr letztes volles Brutto-Entgelt vor Beginn des Krankenstandes.
Geringfügig Beschäftigte, die eine Selbstversicherung abgeschlossen haben, erhalten als Krankengeld einen Fixbetrag von 6,20 Euro täglich (für 2024).
Bezieher:innen von AMS-Leistungen erhalten das Krankengeld in der Höhe ihres letzten Bezugs beim AMS.
Das Krankengeld wird alle 28 Tage im Nachhinein ausgezahlt.
KrankengeldRechner
Wie lange kann ich Krankengeld beziehen?
Gesetzliche Höchstdauer: 52 Wochen
Bekomme ich weiter Krankengeld, wenn ich im Krankenstand gekündigt werde?
Ja, solange sie krank sind und der Versicherungsfall aus dieser Diagnose besteht. Sie müssen sich NICHT arbeitslos melden, solange der Krankenstand weiter aufrecht ist und Sie Krankengeld beziehen.
Ich bin vom Krankenstand abgeschrieben worden. Ich bin aber nicht gesund, was kann ich tun?
Ihre Ärztin, Ihr Arzt kann Einspruch erheben.
Ich bin seit einem halben Jahr im Krankenstand, mein Dienstverhältnis ist noch aufrecht. Ich werde aber voraussichtlich länger krank sein. Was kann ich tun?
Suchen Sie beim Sozialministeriumsservice (vormals Bundessozialamt) um den Status eines begünstigt Behinderten an.
Eine Behinderung ist die Auswirkung einer dauernden körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung oder einer Beeinträchtigung der Sinnesfunktionen, die Ihre Teilnahme am Arbeitsleben erschwert.
50 Prozent Behinderung sind Voraussetzung, um als begünstigt behindert eingestuft zu werden. Sind Sie zu diesem Zeitpunkt berufstätig, besteht ab dem siebten Monat des Dienstverhältnisses ein Kündigungsschutz.
Was bringt es mir, begünstigt behindert zu sein?
Eine besondere Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, Zusatzurlaub, Kündigungsschutz je nach Dauer des Dienstverhältnisses, Lohnsteuerfreibetrag, u.a. Auch für Dienstgeber entstehen Vorteile, zum Beispiel finanzielle Fördermöglichkeiten.
Was muss ich tun, wenn das Krankengeld nach einem Jahr ausgeschöpft ist?
Sinnvoll ist es, sich bereits acht bis zwölf Wochen vor der Aussteuerung zu informieren, was Sie tun können. Es kommt auf Ihre gesundheitliche und berufliche Lage an: Rückkehr in den Beruf, z.B. im Rahmen der Wiedereingliederungsteilzeit, Arbeitslosigkeit oder Pension wegen geminderter Arbeitsfähigkeit.
Lassen Sie sich auf jeden Fall in der AK beraten.
Was heißt ausgesteuert?
Sie haben keinen Anspruch auf Krankengeld mehr, der Topf ist leer. Sie haben Ihren sozialversicherungsrechtlichen Anspruch ausgeschöpft.
6 Wochen VOR der Aussteuerung bekommen Sie ein Schreiben von der ÖGK: Achtung, das Krankengeld ist bald aus!
Was kann ich tun?
Nächster möglicher Schritt: Sie stellen einen Antrag auf Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension.
Während der Antragstellung und während die PVA prüft, bekommen Sie bei aufrechtem Dienstverhältnis kein Geld.
Bis zur Erstellung des Gutachtens können Sie beim AMS einen Pensionsvorschuss beantragen.
Anspruch auf Pensionsvorschuss während des Verfahrens vor der PVA besteht nur:
- wenn ein aufrechtes Dienstverhältnis vorliegt
- im Arbeitslosengeldbezug nur, wenn Sie im Krankenhaus sind und das Arbeitslosengeld deshalb ruht.
ACHTUNG: Der Anspruch auf Pensionsvorschuss endet mit einem etwaigen negativen Gutachten von der PVA und nicht erst mit Zustellung des negativen Bescheids.
Wann ist es generell sinnvoll, um eine Invaliditäts- bzw. Berufsunfähigkeitspension anzusuchen?
Bei langem Krankenstand ohne Aussicht auf baldige Besserung und nach Rücksprache mit der AK.
Was mache ich, wenn die Berufsunfähigkeitspension abgelehnt wird?
Sofern Sie glauben, das sei zu Unrecht erfolgt, vereinbaren Sie einen persönlichen Termin bei der AK. Diese prüft dann eine Klage und unterstützt Sie gegebenenfalls.
Achtung: Die Klage muss innerhalb von 3 Monaten ab Zustellung des negativen Bescheids erfolgen.
Wann kann ich Rehabilitationsgeld beantragen?
Es gibt keinen Antrag auf Rehageld, dieses wird gewährt, wenn Ihre Invalidität/Berufsunfähigkeit für mindestens sechs Monate festgestellt wurde (aber vorerst nicht auf Dauer) und keine berufliche Umschulung zumutbar ist UND es steht nur Personen ab Jahrgang 1964 zu.
Was ist Sonderkrankengeld, wann steht es mir zu und wie bekomme ich es?
Für Personen
- in einem aufrechten Dienstverhältnis,
- bei denen die Höchstdauer ihres Krankengeldanspruches abgelaufen ist
- die einen ablehnenden Bescheid des Pensionsversicherungsträgers über eine beantragte Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension erhalten
- die Klage eingebracht haben gegen den ablehnenden Bescheid
- die keinen Anspruch auf Rehabilitationsgeld haben
besteht Anspruch auf besonderes Krankengeld (auf Antrag).
Dieses besondere Krankengeld wird längstens bis zur rechtskräftigen Beendigung des Verfahrens vor den ordentlichen Gerichten gewährt, jedoch nur solange die Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit andauert.
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Arbeits- und Sozialrecht
Mo - Fr: 8 - 16 Uhr
Telefon: +43 5 7171 22000
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