Rückenbeschwerden vorbeugen

Skelett- und Muskelerkrankungen können heutzutage als Volkskrankheit Nr. 1 bezeichnet werden. Sie verursachen rund 22 Prozent der Krankenstandstage und sind Anlass für knapp 40 Prozent der Frühpensionen wegen geminderter Arbeitsfähigkeit. Fast 100 Prozent der Erwerbstätigen haben im Verlauf ihres Berufslebens mindestens einmal mit Rückenbeschwerden zu kämpfen und müssen deswegen in ärztliche Behandlung.

Vielfältige Ursachen

Der Anteil der Menschen, die bei der Arbeit wenig Bewegung machen und überwiegend sitzen, wird immer größer. Dazu trägt vor allem die Bildschirmarbeit bei. Auch in der Freizeit kommt die Bewegung und damit die Kräftigung des Halte- und Stützapparates oft zu kurz. 

Weitere Gründe für Rückenschmerzen können in psychosozialen Belastungen liegen. Jede Art von Stress führt zu Muskelverspannungen, die sich auch im Bereich der Wirbelsäule manifestieren können und zu Schmerzen führen.  

Eine große Zahl von Erwerbstätigen muss noch immer am Arbeitsplatz schwer heben, z.B. am Bau, in Pflegeberufen, in der Metallindustrie oder im Handel. Hier resultieren Gelenksschmerzen aus zu hoher körperlicher Belastung.

Möglichkeiten für richtiges Heben und Tragen

Technische und organisatorische Maßnahmen können verhindern, dass Lasten überhaupt händisch gehoben oder getragen werden müssen.

Technische Mittel

können z.B. Hebe- und Transporthilfsmittel wie Kräne, Wagerln oder Rollenbänder sein, aber auch die Umgestaltung des Arbeitsplatzes, damit Lasten nicht mehr vom Boden weg, sondern stets nur in Hüfthöhe gehoben werden müssen. 

Eine organisatorische Maßnahme

wäre z.B. die Möglichkeit, bei kurzen, schweren Hebevorgängen eine zweite Person zu Hilfe zu rufen oder sich bei diesen Tätigkeiten mit Kollegen abzuwechseln, damit die Belastungsdauer im Rahmen des Erträglichen bleibt.

Eine andere organisatorische Möglichkeit ist es, die Lasten, die transportiert werden müssen, leichter zu machen, indem man z.B. beim Einkauf auf die passende Gebindegröße achtet. Ein typisches Beispiel dafür ist die Abschaffung der 50 kg Zementsäcke, die durch 25 kg Säcke ersetzt wurden.

Richtig heben und tragen

  • Fassen und heben der Last mit geradem Rücken, mit möglichst aufrechtem Oberkörper und mit gebeugten Knien

  • Die Last möglichst körpernahe heben

  • Griffhöhe der Last mindestens 40 bis 50 cm über dem Boden

  • Die Last zügig, aber nicht ruckartig heben

  • Die Last so aufheben, dass sie mit geradem Rücken weitertransportiert werden kann.

  • Oberkörper nicht verdrehen: zusätzliche Gefahr für Bandscheiben und Rückenmuskulatur.

Körperlicher Ausgleich mit Lockerungsübungen

Auch wenn man sich bemüht, beim Heben und Tragen stets die optimale, empfohlene Körperhaltung einzunehmen, so darf doch der entsprechende körperliche Ausgleich nicht zu kurz kommen.

Einerseits während der Arbeit und in Pausen: Entsprechende Lockerungs- und Dehnungsübungen können helfen, die Regenerationszeit wesentlich zu verkürzen, und so rasch wie möglich das optimale Wohlbefinden wieder herzustellen. Eine gute Unterweisung sollte auch diese Übungen abdecken. Andererseits ist trotz – oder gerade wegen – der anstrengenden körperlichen Betätigung Ausgleichs- und Kräftigungssport in der Freizeit eine Voraussetzung, um die Leistungsfähigkeit bis zur Pension aufrecht zu erhalten.

Rückenbeschwerden bei Bildschirmarbeit

Rückenbeschwerden werden auch durch Bildschirmarbeit ausgelöst. Voraussetzung zur Vermeidung solcher Beschwerden ist die richtige Ausstattung des Arbeitsplatzes.

Der Arbeitsstuhl muss standfest, jedoch höhenverstellbar und drehbar sein. Die Sitzfläche soll kippbar sein und Schweißbildung vermindern. Die Rückenlehne soll verstellbar sein und jedenfalls die Abstützung der Lendenwirbelsäule ermöglichen. Armstützen sollen gepolstert sein und die Auflage der Unterarme ermöglichen.

Hauptsächlich soll damit das „dynamische“ Sitzen gefördert werden: Die kippbare Sitzfläche und die schwenkbare Rückenlehne sollen einer falschen Schonhaltung und einseitiger Belastung der Wirbelsäule entgegenwirken.

Leider werden diese ergonomisch entwickelten Bürostühle oft arretiert und verlieren damit diese wichtige Funktion. Für die richtige Verwendung der Stühle wäre nicht nur eine kurze Einführung wichtig, sondern es ist auch eine gewisse Eingewöhnung notwendig, wenn man viele Jahre fixe Bürostühle gewohnt war.

Richtiges Arbeiten am Arbeitstisch

Genauso wichtig ist der Arbeitstisch, der ebenfalls höhenverstellbar sein sollte. Leider ist diese Möglichkeit oft nicht erkennbar und wird daher nicht in Anspruch genommen. Die Höhenverstellung ist hier allerdings aus Stabilitätsgründen dem Fachmann vorbehalten.

Die Größe der Tischplatte, sowie die Anordnung des Bildschirmes und der Tastatur hängen von der Art der Tätigkeit ab und sollen eine einseitige Beanspruchung - vor allem der Wirbelsäule - vermeiden.

Jede Art von ausgeglichener Bewegung ist hingegen zu fördern. So sollten die Arbeitsgeräte so verteilt werden, dass über den Tag verteilt die Anzahl der Bewegungen nach links und rechts ungefähr gleich oft vorkommen. Empfehlenswert ist es auch hin und wieder das Aufstehen zu unterstützen. So könnten etwa Drucker so weit vom Arbeitplatz weg stehen, dass der Benutzer gezwungen ist aufzustehen.

Bildschirmeinstellung beachten

Die Sicht auf den Bildschirm muss ebenfalls so sein, dass dazu keine Fehlhaltung eingenommen wird und damit eine Belastung der Wirbelsäule entsteht.

Hier trifft man heute auch häufig auf das Problem der Notebooks bzw. Laptops, die eine optimale Einrichtung der Tastatur und des Bildschirms nicht erlauben. Auch bei Kurzzeitbenutzern sollte die daraus entstehende Belastung nicht unterschätzt werden. Besser wäre es das Notebook mit externer Tastatur und externem Bildschirm zu betreiben, die dann nach ergonomisch richtigen Grundsätzen aufgestellt werden können.

Bildschirmbrille

Ein Sehfehler soll durch Brille bzw. Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Leider werden heute manchmal teure Gleitsichtbrillen erworben, die nicht in das ergonomische Konzept passen: Der Nahsichtbereich, besonders bei Weitsichtigen, ist nur sehr klein, d.h. er umfasst nur wenige Winkelgrade, insbesondere in der senkrechten und erfordert daher eine ganz bestimmte (starre) Kopfhaltung, die mittelfristig zu Beschwerden führen kann.

Daher wird es erforderlich sein zusätzlich eine Bildschirmbrille anzuschaffen, die ein größeres Blickfeld erlaubt und unnatürliche Kopf- und Augenbewegungen vermeiden hilft.

Rückenbeschwerden durch psychosoziale Belastung

Rückenbeschwerden werden aber auch durch psychosoziale Belastungen hervorgerufen.

Aus Untersuchungen ist bekannt, dass zwischen psychosozialen Belastungen und Schmerzen in Armen und Beinen, Kreuzschmerzen und Nackenschmerzen Zusammenhänge bestehen.

Diese wissenschaftlichen Zusammenhänge lassen sich auch plausibel erklären: So ist das Anspannen der Nackenmuskel eine normale Stressreaktion, die allerdings durch eine Dauerbelastung zu krankhaften Symptomen führen kann.


Kontakt

Kontakt

ArbeitnehmerInnenschutz

Mo - Do: 8 - 16 Uhr
Fr: 8 - 12 Uhr

Telefon: +43 5 7171 22913

E-Mail