Grundschüler im Nachhilfeunterricht
Grundschüler im Nachhilfeunterricht © Robert Kneschke, stock.adobe.com
30.5.2023

AK-Nachhilfestudie 2023

Eine aktuelle Studie des IFES im Auftrag der Arbeiterkammer NÖ zeigt, dass im Schuljahr 2022/23 rund 52.000 Schüler:innen in Niederösterreich Nachhilfe oder Lernhilfe benötigen. Dies entspricht einem Anteil von 26 Prozent aller Schüler:innen im Bundesland. 

Von diesen haben etwa 26.000 Schüler:innen bezahlte Nachhilfe in Anspruch genommen. Allerdings hätten auch die Eltern von rund 34.000 weiteren Schüler:innen gerne Nachhilfe für ihre Kinder gehabt, jedoch erwiesen sich die Kosten als zu hoch oder es konnten keine geeigneten Angebote gefunden werden.


Ein Drittel (31 Prozent) der Schüler:innen war im letzten Schuljahr mit fehlenden Lehrer:innen und unbesetzten Stellen konfrontiert. Vor allem an Mittelschulen und Polytechnischen Schulen ist der Personalmangel ausgeprägt, was die Schüler:innen und ihre Eltern zusätzlich belastet.

„Es braucht dringend mehr Lehr- und Unterstützungspersonal an Schulen, um den Kindern eine angemessene Lernumgebung zu bieten. Nur wenn das Lernen und Üben vorrangig in der Schule stattfindet, können wir sicherstellen, dass alle Kinder gleiche Bildungschancen erhalten und niemand aufgrund finanzieller Barrieren benachteiligt wird“, so AK Niederösterreich Präsident und ÖGB Niederösterreich Vorsitzender Markus Wieser.

Nachhilfe in NÖ kostet im Schnitt 610 Euro pro Jahr
Die Durchschnittskosten für Nachhilfe pro Schüler:in in Niederösterreich betragen im aktuellen Schuljahr rund 610 Euro (Schuljahr 2021/22: 670 Euro). Insgesamt haben die Eltern in Niederösterreich etwa 15,5 Mio. Euro für Nachhilfeleistungen ausgegeben, im Vergleich zum vorherigen Schuljahr (16,8 Mio. Euro) ist damit ein Rückgang zu verzeichnen.

„Die steigenden Lebenshaltungskosten und die allgemeine Teuerung führt dazu, dass Familien auch bei der Nachhilfe für ihre Kinder sparen müssen. Anstatt regelmäßig über das gesamte Schuljahr hinweg Nachhilfe in Anspruch zu nehmen, finanzieren sie diese jetzt nur noch gezielt vor Schularbeiten oder Tests“, erklärt AK-Bildungsexperte Günter Kastner. 


Steigend ist auch der Anteil der Kinder, die zu Hause Lernunterstützung brauchen. Zwei Drittel der Kinder (65 Prozent) erhalten mindestens einmal oder mehrmals in der Woche Lernunterstützung von ihren Eltern. Darüber hinaus lernen 41 Prozent der Eltern sogar täglich mit ihren Kindern. Diese zusätzliche Belastung hat zur Folge, dass vier von zehn Eltern (82 Prozent), die ihren Kindern bei den Schulaufgaben helfen, dadurch zeitlich stark beansprucht sind.

Gerechte Bildungschancen ermöglichen

60 Prozent der Eltern haben den Eindruck, dass nicht jede Schule ausreichend Möglichkeiten hat, um Kinder zu fördern. Um jedem Kind gerechte Bildungschancen zu bieten braucht es daher dringend mehr Lehrkräfte und Unterstützungspersonal an Schulen, sowie eine Ausweitung der schulischen Nachmittagsbetreuung. Tatsächlich bringen hochwertige Ganztagsschulen in verschränkter Form, in denen Unterricht, Üben und Freizeit über den ganzen Tag verteilt sind, eine Entlastung für die Familien.

„Wir brauchen an den Schulen dringend ganztägige Betreuungsangebote und endlich eine Umstellung der Schulfinanzierung nach einem Chancen-Index“, fordert AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Schulen mit einem höheren Anteil an Kindern aus sozial schwächeren Verhältnissen sollen zusätzliche finanzielle Mittel bekommen, mit denen sie pädagogische Förderangebote, kleinere Lerngruppen und zusätzliche Lehrkräfte bezahlen können. Damit wäre es möglich, die SchülerInnen besser zu fördern und Nachhilfe überflüssig zu machen

„Unser Bildungssystem muss sozial gerecht werden. Der schulische Erfolg der Kinder in unserem Land darf nicht vom Einkommen der Eltern abhängig sein“, sagt Wieser abschließend.

AK Forderungen

  • …mehr Lehr- und Unterstützungspersonal an den Schulen, um den Schüler:innen die nötige schulische Lernumgebung zu ermöglichen. Mehr Lehrpersonal ist nötig, um den Schulstoff ausreichend erklären und üben zu können. Unterstützungspersonal braucht es für spezielle Förderung bei besonderen Lernschwächen.
     
  •  …einen ambitionierten Ausbau von Nachmittagsbetreuungs- und Ganztagsschulangeboten in Niederösterreich, damit Lernen und Üben vorrangig in der Schule stattfinden kann. Bezahlte Nachhilfe ist derzeit für viele Familien nicht leistbar und so verringern sich die Bildungschancen dieser Kinder.

  • …eine Finanzierung der Schulen nach dem AK-Chancenindex. Diese bessere finanzielle Ausstattung würde die Sorge von Eltern, dass ihre Kinder mit „schlechteren“ Noten in Brennpunktschulen landen, hinfällig machen und den überbordenden Leistungsdruck für die Schüler:innen verringern.

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