Equal Pension Day
Niederösterreicherinnen erhalten um durchschnittlich 40,5 Prozent weniger Pension!
Der 4. August 2024 ist Equal Pension Day in Niederösterreich. Der Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen das gesamte Jahr über. Die niedrigen Frauenpensionen sind das Ergebnis der lebenslangen Benachteiligungen von Frauen am Arbeitsmarkt.
Frauenpensionen in Niederösterreich um 970 Euro niedriger!
Während der durchschnittliche niederösterreichische Pensionist 2023 eine Pension in der Höhe von rund 2.396 Euro bezogen hat, war die durchschnittliche Pension der Frauen mit rund 1.426 Euro um 40,5 Prozent bzw. rund 970 Euro niedriger. Übrigens gibt es mehrere „Equal Pension Days“: Der früheste findet am 12. Juli in Vorarlberg statt. Hier sind die Unterschiede zwischen Frauen- und Männerpensionen am eklatantesten mit rund 47 Prozent. Am geringsten ist der Unterschied in Wien mit „nur“ rund 29 Prozent, wo der Equal Pension Day mit 16. September am spätesten stattfindet.
Niedrige Pensionen spiegeln vielfältigen Benachteiligungen während des Erwerbslebens wider
- Die niedrigeren Einkommen von Frauen: 2022 verdienten Niederösterreicherinnen um rund 17 Prozent weniger als die Niederösterreicher und das trotz ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung. Grund dafür ist unter anderem die geschlechtsspezifische Teilung des Arbeitsmarktes, die Frauen in niedrig bezahlte und niedrig bewertete Care-Arbeit drängt und Männer für gut bezahlte und gesellschaftlich anerkannte technische und handwerkliche Berufe vorsieht. Neben Branche spielt aber auch die Position eine wichtige Rolle. Obwohl Frauen in Österreich öfters höhere Bildungsabschlüsse erzielen als Männer, sind Führungspositionen und Top Jobs weiterhin meist männlich besetzt.
- Die hohe Teilzeitquote: 2023 arbeiteten rund 5 von 10 Niederösterreicherinnen in Teilzeit. Das liegt vor allem an den tiefsitzenden konservativen Geschlechternormen, die in Österreich vorherrschen und sich nur äußerst mühsam aufbrechen lassen. Frauen werden noch immer überwiegend verantwortlich gesehen für den Haushalt, die Kinderbetreuung, die Alten- und Krankenpflege und sind meist nur Zuverdienerinnen.
- Unterbrechungen des Erwerbslebens: Die Verantwortung für Kindererziehung und Pflegearbeit führt teils auch zu gänzlicher Unterbrechung der Erwerbstätigkeit. Das aktuelle AK-Wiedereinstiegsmonitoring (2024) zeigt, dass in 8 von 10 Partnerschaften ausschließlich Frauen in Karenz gehen. Unterbrechen Männer für den Nachwuchs, so tun sie das äußerst kurz. Der Großteil unterbricht weniger als 3 Monate.
Frauen arbeiten mehr (unbezahlt)
Die aktuelle Zeitverwendungserhebung 2021/22 der Statistik Austria zeigt, dass Frauen täglich insgesamt mehr arbeiten als Männer. Während Frauen 7,6 Stunden arbeiten, sind es bei den Männern 7,4 Stunden pro Tag. Jedoch arbeiten Frauen mehr unentgeltlich als Männer. Während Frauen täglich 4,3 Stunden unbezahlt arbeiten, arbeiten Männer nur 2,5 Stunden unbezahlt. Konsequenz davon ist, dass für Frauen weniger Zeit für bezahlte Arbeit bleibt, nämlich nur rund 3,3 Stunden, während Männern 4,9 Stunden pro Tag für bezahlte Arbeit bleibt.
„Fakt ist aber, jeder Monat mehr an bezahlter Arbeit verbessert die finanzielle Situation im Alter. Es müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden, die es Frauen ermöglichen einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit nachzugehen und um ihnen dadurch auch eine existenzsichernde Pension zu sichern."
Birgit Schön
Leiterin der Abteilung Frauenpolitik der Arbeiterkammer Niederösterreich
AK Forderungen
- flächendeckenden Ausbau ganztägiger Kinderbildungseinrichtungen inklusive Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungs- und Betreuungsplatz für Kinder ab dem ersten Geburtstag
- Ausbau mobiler und stationärer Pflegeangebote für ältere und pflegebedürftige Personen
- Aufwertung frauendominierter Branchen - dazu braucht es einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 2.000 brutto bei Vollzeit
- Mehr Transparenz beim Einkommen – durch eine rasche und effektive Umsetzung der EU-Transparenzrichtlinie
- ein familienfreundliches Arbeitsmodell, das eine fairere Verteilung der Erwerbs- und der Familiensorgearbeit unterstützt
- mehr Geschlechtergerechtigkeit auch bei der Karenz durch mehr Anreize für eine partnerschaftliche Teilung etwa durch Erhöhung des Partnerschaftsbonus
- bessere Bewertung der Teilpflichtversicherung bei Kindererziehungs- und Pflegekarenzzeiten im Pensionskonto
- Anhebung des Ausgleichszulagenrichtsatzes, um armutsfeste Pensionen zu gewährleisten