Ältere Frau mit Brille
Frauen arbeiten ab dem 1. November in Niederösterreich gratis. © Drobot Dean, stock.adobe.com
29.10.2025

AK/ÖGB Niederösterreich zum Equal Pay Day

Der Gender Pay Gap – die geschlechtsspezifische Einkommenslücke – beträgt 2025 in Niederösterreich 16,5 Prozent. Somit fällt der Equal Pay Day heuer in Niederösterreich auf den 1. November. 16,5 Prozent entsprechen in absoluten Zahlen 10.784 Euro, die Frauen im Schnitt weniger verdienen und das trotz ganzjährig durchgehender Vollzeitbeschäftigung. Aufs Jahr umgelegt bedeutet das: Niederösterreicherinnen arbeiten im Vergleich zu den niederösterreichischen Männern 61 Tage gratis. In den letzten zehn Jahren hat sich der Gender Pay Gap um nur 6,6 Prozentpunkte verringert. „Zu wenig und zu langsam“, sagt AK Niederösterreich-Präsident und ÖBG Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser. 
Auch innerhalb Niederösterreichs variiert der Gender Pay Gap stark: Am niedrigsten ist der Abstand in der Landeshauptstadt St. Pölten mit 12,7 Prozent und am höchsten im Bezirk Mödling mit 23,9 Prozent. Wichtig: Über das Einkommensniveau sagt der Gap nichts aus, sondern ausschließlich über den Abstand der Bruttojahreseinkommen von im Bezirk wohnenden Frauen und Männern, die ganzjährig vollzeitbeschäftigt waren. Somit verdient eine Frau im Bezirk Mödling mit durchschnittlich 64.600 Euro zwar wesentlich weniger als ein durchschnittlicher Mann im Bezirk Mödling mit knapp 84.900 Euro, aber deutlich mehr als die durchschnittliche St. Pöltnerin mit einem Jahresbrutto von rund 52.400 Euro. Hier wirkt im Wesentlichen die Branchenstruktur der unterschiedlichen Bezirke ein. 
„Die Einkommenslücke gibt es auch, weil in Branchen, wo viele Frauen arbeiten, insgesamt schlechter bezahlt wird. Mit dieser systematischen Unterbewertung ist aber nur ein Teil zu erklären. Mehr als zwei Drittel des Unterschieds bei Löhnen und Gehältern hat einzig und allein mit dem Geschlecht zu tun", erklärt Didem Strebinger, Frauenvorsitzende des ÖGB Niederösterreich – und sie warnt: „Diskriminierung beim Entgelt aufgrund des Geschlechts ist seit 1979 verboten. Fehlende Transparenz macht es aber immer noch möglich."
 
Über ein Drittel der niederösterreichischen Beschäftigten gibt in einer aktuellen Umfrage an, nicht zu wissen, was Kolleg:innen verdienen. Die Studie zur Einkommenstransparenz im Auftrag der Allianz für Lohntransparenz, zeigt: Man spricht nicht übers Geld. 57 Prozent der niederösterreichischen Arbeitnehmer:innen reden mit ihren Kolleginnen und Kollegen nicht über die Einkommen - ein großes Problem, weiß Strebinger, und fordert: „Diese Kultur des Schweigens und der Intransparenz muss aufhören. Denn nur damit sind viele Ungerechtigkeiten überhaupt erst möglich. Die verpflichtende Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie ist eine einzigartige Chance für die Arbeitnehmer:innen."
„Frauen wollen faire Einkommen und fordern zurecht mehr Transparenz und Gerechtigkeit. Klare betriebliche Strukturen, gezielte Unterstützung durch Führungskräfte sowie Betriebsräte und Betriebsrätinnen, aber auch einen spürbaren Kulturwandel beim Thema Einkommen“, so Wieser, der auf die Studie verweist. Eine offene Gesprächskultur über Einkommen im Betrieb, volle Transparenz für alle Entgeltbestandteile insbesondere Boni und Zulagen, als auch leicht zugängliche Informationen im Hinblick auf die Einkommen sind das Gebot der Stunde. Transparenz und Gerechtigkeit gehören ganz oben auf die Agenda.


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