In Niederösterreich leben, heißt pendeln

Wie aus der Pendleranalyse der Niederösterreichischen Arbeiterkammer für die Jahre 2014–2019 hervorgeht, muss mehr als die Hälfte aller ArbeitnehmerInnen (51,5 Prozent) in einen anderen Bezirk zum Arbeitsplatz auspendeln. Mehr als ein Viertel der ArbeitnehmerInnen pendelt nach Wien, nur noch ein Fünftel (20,9 Prozent) hat einen Arbeitsplatz in der Gemeinde. „Pendeln bedeutet gesundheitliche und finanzielle Belastungen. Es braucht daher bessere Unterstützung, etwa durch den Ausbau öffentlicher Verbindungen und einer gerechteren Gestaltung der Pendlerpauschale“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.

Rund 185.000 ArbeitnehmerInnen pendeln in andere Bundesländer

Von den 184.502 NiederösterreicherInnen, die nicht nur den Wohnbezirk, sondern das Bundesland für die Erreichung des Arbeitsplatzes verlassen, pendeln 86 Prozent nach Wien und 9,3 Prozent nach Oberösterreich. Aber nicht nur regional herrscht reger Pendlerverkehr, das Zusammenwachsen mit den Nachbarländern zeigt sich in einer Verdoppelung der EinpendlerInnen aus Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Dieser Anteil stieg stark von 11,9 auf 17,3 Prozent aller EinpendlerInnen nach Niederösterreich.

Grafik Pendelziele

Die AK Niederösterreich untersucht bereits seit 30 Jahren im Fünfjahresrhythmus die Entwicklung der PendlerInnenzahlen. Seit der ersten Pendleranalyse hat sich die Zahl der AuspendlerInnen aus einem niederösterreichischen Bezirk mehr als verdoppelt, die Zahl der EinpendlerInnen hat sich sogar fast verdreifacht.

Mehr Arbeitsplätze als Einwohner in sechs Bezirken 

Sechs Bezirke haben mehr Arbeitsplätze als dort Beschäftigte wohnhaft sind: An der Spitze liegt Mödling mit 141,5 Prozent, aufgrund der Vergrößerung des Bezirks gefolgt von Bruck/Leitha (122,9 Prozent). Dahinter liegen Horn (108,8 Prozent), Scheibbs (104,6 Prozent), St. Pölten (104,5 Prozent) und Lilienfeld (100,2 Prozent).

Die wichtigsten Ergebnisse:2019Veränderung seit 2014
Beschäftigte, in NÖ wohnhaft604.428+7,0 Prozent
Arbeitsbevölkerung538.124+11,6 Prozent
(Bezirks-)AuspendlerInnen311.299+10,1 Prozent
(Bezirks-)EinpendlerInnen244.925+22,3 Prozent
Differenz Aus-/EinpendlerInnen-66.304+16.277

Aus Wien kommen die meisten PendlerInnen

Von den 118.198 Personen, die aus anderen Bundesländern nach Niederösterreich zur Arbeit kommen, stammen immerhin 67.815 aus Wien. Das sind 57,4 Prozent. Aus dem Burgenland und der Steiermark gibt es mit 19.621 Personen ebenfalls einen beachtlichen täglichen Pendlerstrom.

Arbeitswege

Rund ein Viertel aller Wege sind Arbeitswege. Dabei sind aber die Wege aller Personen inbegriffen. Betrachtet man nur die Wege der erwerbstätigen Personen in Niederösterreich, dann erhöht sich der Anteil der Arbeitswege schon auf 42 Prozent. Der durchschnittliche Arbeitsweg in NÖ ist 21 Kilometer lang und die Erwerbstätigen benötigen dafür 32 Minuten. Am kürzesten ist der Arbeitsweg im Mostviertel (15 km) und am längsten im Weinviertel (28 km). Allerdings sind 32 Prozent der Arbeitswege kürzer als 5 km und mit 35 Prozent fast so viele über 20 km lang.

„Die Arbeitswege werden in Niederösterreich zu 65 Prozent im motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegt. 21 Prozent nutzen den öffentlichen Verkehr (ÖV), acht Prozent das Rad und fünf Prozent gehen zu Fuß in die Arbeit“, so Wieser. Der Motorisierungsgrad mit PKW ist ein guter Indikator für die Erreichbarkeit mit dem ÖV: Der Durchschnittswert Anfang 2019 betrug 649 PKWs auf 1.000 Einwohner. Aber es gibt eine deutliche Spannweite. Spitzenreiter ist Waidhofen an der Thaya mit 732 PKWs auf 1.000 Einwohner und Wr. Neustadt Stadt weist mit 558 PKWs den niedrigsten Wert der NÖ-Bezirke und Statutarstädte auf

Pendleranalyse

Seit 30 Jahren untersucht die AK Niederösterreich das Pendelverhalten der ArbeitnehmerInnen.

 

Forderungen der AK Niederösterreich

  • Der öffentliche Verkehr muss als Alternative zum (teuren) Auto attraktiv gestaltet sein: vom Tarif über gut ausgestattete Haltestellen bis zur raschen Lösung bei Störungen.
  • In den Bezirken muss der Ausbau der Park & Ride und Bike & Ride-Plätze weitergehen. Auch hier ist auf eine gute Ausstattung und gute Erreichbarkeit zu achten.
  • Innerhalb der Gemeinden und für kurze Strecken sind bessere Radwege, ausreichend Beleuchtung und noch mehr Sicherheit für kurze Wege wichtig.
  • Die Pendlerpauschale muss von einem Steuerfreibetrag zu einem Absetzbetrag umgestaltet werden, damit die Benachteiligung von KleinverdienerInnen beendet wird.

 

Rechenbeispiel zur Pendlerpauschale

Die Pendlerpauschale ist ein Steuerfreibetrag. Dadurch wirkt sie sich je nach Einkommenshöhe unterschiedlich aus. Angenommen ein/e ArbeitnehmerIn wohnt in Amstetten und pendelt nach St. Pölten in die Arbeit. ArbeitnehmerIn A hat in Teilzeitbeschäftigung einen Bruttomonatslohn von 1.255 Euro. Dann erhält A für das Pendeln im Zuge der ArbeitnehmerInnenveranlagung 100 Euro an Negativsteuer. ArbeitnehmerIn B verdient 1.800 Euro brutto im Monat. B bekommt 638 Euro pauschal pro Jahr abgegolten (Pendlerpauschale plus Pendlereuro). Wenn ArbeitnehmerIn C einen Bruttomonatslohn von 3.600 Euro hat, bekommt C 981 Euro pauschal pro Jahr abgegolten (Pendlerpauschale und Pendlereuro). Der Ticketpreis (VOR) für die Strecke Amstetten – St. Pölten (Jahreskarte, Einmalzahlung) ist für alle drei gleich hoch: 1.387 Euro. A erhält also rund 7 Prozent, B rund 46 Prozent, C hingegen rund 71 Prozent des Ticketpreises von der Steuer zurück. „Die Pendlerpauschale muss in einen Freigebetrag umgewandelt werden. Der kleine Einkommensbezieher zahlt für das gleiche Ticket um 881 Euro mehr als derjenige, der deutlich mehr verdient. Das ist ungerecht. Die Pendlerpauschale muss daher in einen Absetzbetrag umgewandelt werden, um diese Benachteiligung abzustellen“, so Wieser. 

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