Geld auf der Waage
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23.11.2023

Wie viel verdient man in Niederösterreich? 

Das Bruttomedianeinkommen der in Niederösterreich unselbstständig Beschäftigten betrug 2022 2.457 Euro.

Im Vergleich zu 2021 ist das ein Plus von 87 Euro bzw. 3,7 Prozent. Werden Sozialversicherung, Lohnsteuer und Inflation berücksichtigt, verringerte sich das Nettomedianeinkommen real um durchschnittlich 88 Euro pro Monat (- 4,7 Prozent).

„Die steigenden Preise bei Energie, Wohnen und Lebensmitteln belasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer massiv. Es braucht wirksame Maßnahmen gegen die Inflation und hohe Lohnabschlüsse, um die Realeinkommen abzusichern. Die Gewerkschaften haben hier unsere volle Unterstützung“, sagt AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser.



Zur Analyse

„Die steigenden Preise bei Energie, Wohnen und Lebensmitteln belasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer massiv. Es braucht wirksame Maßnahmen gegen die Inflation und hohe Lohnabschlüsse, um die Realeinkommen abzusichern."

Markus Wieser

AK Niederösterreich-Präsident und ÖGBNÖ-Vorsitzender

 

Niederösterreich an vorletzter Stelle

Österreichweit fiel der Rückgang stärker aus. Das Nettomedianeinkommen sank gegenüber 2021 real um durchschnittlich 94 Euro pro Monat (-4,8 Prozent). Im Zehnjahresvergleich stieg die Kaufkraft der niederösterreichischen Arbeitnehmer:innen um durchschnittlich 29 Euro pro Monat (1,7 Prozent), österreichweit stieg das Nettomedianeinkommen im gleichen Zeitraum um durchschnittlich 55 Euro pro Monat (+ 3,1 Prozent).

„Im Bundesländervergleich lag das niederösterreichische Medianeinkommen mit 2.457 Euro an achter Stelle. Das Bundesland mit dem höchsten Einkommensniveau war weiterhin Vorarlberg (2.712 Euro), jenes mit dem geringsten Medianeinkommen das Burgenland (2.251 Euro).“, sagt AK Niederösterreich-Wirtschaftsexperte Mag. Matthias Koderhold. 

 

Die Regionen im Vergleich

Das Mostviertel war die Region mit dem höchsten Einkommensniveau, es lag um 4,4 Prozent über dem niederösterreichischen Medianeinkommen. Das zweithöchste Einkommensniveau wies der Zentralraum auf, gefolgt vom Industrieviertel und vom Waldviertel.

Das niedrigste gewichtete regionale Medianeinkommen wies das Weinviertel auf, dessen Einkommensniveau um 11,6 Prozent unter dem niederösterreichweiten lag. An der Spitze des Bezirksrankings hielt sich traditionell Amstetten mit einem Medianeinkommen im Ausmaß von 2.709 Euro.

Die nächsthöchsten Medianeinkommen wiesen die Statutarstadt St. Pölten (2.668 Euro) sowie die Bezirke Scheibbs (2.609 Euro) und Gmünd (2.580 Euro) auf. Der Bezirk mit dem niedrigsten Medianeinkommen war abermals Krems (Land), dessen Einkommensniveau bei 1.967 Euro lag.

 

Frauen verdienten rund 29 Prozent weniger

In Niederösterreich lag das Medianeinkommen der Frauen im Jahr 2022 mit 1.984 Euro um 794 Euro unter jenem der Männer (2.778 Euro). Die Einkommensdifferenz zwischen den Geschlechtern betrug damit 28,6 Prozent. Damit verringerte sie sich im Jahresvergleich um 0,6 Prozentpunkte, erhöhte sich absolut jedoch um 11 Euro.

Österreichweit verringerte sich die Einkommensschere im Jahresvergleich um 0,7 Prozentpunkte auf 28,3 Prozent, erhöhte sich absolut allerdings um 7 Euro. Das bundesweite Einkommensniveau der Frauen lag mit 2.105 Euro um 831 Euro unter jenem der Männer (2.937 Euro).


Forderungen der Arbeiterkammer

  • Reallohnsteigerungen: Die Zunahme der Bruttolöhne und -gehälter sollte sich mittel- und langfristig an Produktivitätszuwachs und Inflation orientieren, um den Anteil der Arbeitnehmer:innen am gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern. Deutliche Reallohnsteigerungen sind v.a. im Niedriglohnbereich notwendig!

  • Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne: Vor allem in den unteren Einkommensgruppen sind reale Einkommenssteigerungen besonders von Nöten, um den Lebensstandard der Arbeitnehmer:innen zu heben. Alle kollektivvertraglichen Mindestlöhne müssen auf 2.000 Euro angehoben werden, um dem Phänomen Working Poor entgegenzuwirken!
  • Wirksame und nachhaltige Maßnahmen gegen die Teuerung: Mietpreisdeckel, engmaschige Überwachung der Preise von Lebensmittel und Energie, thermische Sanierung und Ausbau erneuerbare Energie, Besteuerung von Übergewinnen.

  • Arbeitszeitverkürzung: Verkürzung der Arbeitszeit mit Lohn- und Personalausgleich, um den nicht abgegoltenen Produktivitätszuwachs der letzten Jahre auszugleichen und Arbeitsplätze zu schaffen bzw. die vorhandene Arbeit sowie die Einkommen gleicher zu verteilen! Verteuerung und Abbau von chronischen Überstunden und Mehrarbeit! 

  • Verbesserte Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Eine wichtige Voraussetzung zur Schließung der Einkommensschere zwischen Frauen und Männern ist eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für beide Geschlechter. Durch verstärkte Investitionen in die soziale Infrastruktur, kann diese Ursache unfreiwilliger Teilzeitarbeit eingedämmt werden. Konkret gefordert werden der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen sowie die Bereitstellung von leistbaren (zeitlich flexiblen) und qualitativ hochwertigen Kinderbildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder ab dem ersten Geburtstag.

  • Aufwertung frauendominierter Berufe: Frauendominierte Berufe sind im Durchschnitt deutlich schlechter bezahlt als männerdominierte. Eine monetäre Aufwertung klassischer Niedriglohnbereiche etwa im Handel, im Beherbergungs- und Gaststättenwesen, in der Erziehung oder im Gesundheits- und Sozialwesen sind dringend nötig! Ein weiterer Ansatzpunkt zur Schließung der Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist die Auswahl des Berufs und eine stärkere geschlechtliche Durchmischung der Branchen.

  • Einkommenstransparenz durch eine schnelle und effektive Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie, Beförderungen und Führungspositionen auch für Teilzeitbeschäftigte Männer und Frauen: Diese Maßnahmen helfen, die Einkommensschere zwischen den Geschlechtern als auch zwischen niedrigeren und höheren Einkommen zu schließen.

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