4. „Verbrauchertalk“ der AK Niederösterreich: Naturkatastrophen und die Absicherung von Konsument:innen
Gastgeber AK Niederösterreich-Präsident Markus Wieser: „Die Menschen brauchen Sicherheit!“Starkregen, Hagel, Hochwasser oder Stürme – Naturkatastrophen treten in Österreich immer häufiger auf und richten enorme Schäden an. Häuser, Autos und Existenzen sind bedroht, die Kosten tragen Betroffene, Gemeinden und die Gesellschaft. Private Versicherungen bieten oft nur eine minimale Grundabsicherung, der Katastrophenfonds kann unterstützen, die Leistungen sind jedoch nicht einheitlich und für Betroffene oft unzureichend. „Die Erfahrungen der vergangenen Hochwasser zeigen: Österreich braucht ein faires und verlässliches Absicherungssystem für Naturkatastrophen. Es darf nicht sein, dass Menschen im Ernstfall auf Zufall oder Kulanz angewiesen sind – sie brauchen Sicherheit“, sagt AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Mit dem Verbrauchertalk im Arbeitnehmer:innenzentrum St. Pölten gab er diesem wichtigen Thema eine Bühne und lud Expert:innen aus Einsatzpraxis, Wissenschaft, Versicherungswirtschaft und Konsumentenberatung ein, Hintergründe, Lösungsansätze und Tipps für Betroffene zu beleuchten.

Den Beginn machte Dietmar Fahrafellner, MSc, Landesfeuerwehrkommandant in Niederösterreich. Er schilderte eindrücklich, welche enormen Herausforderungen das Hochwasser im September 2024 für die fast 100.000 Feuerwehrleute mit sich brachte, die im Einsatz waren.
In der zweiten Keynote widmete sich Mag. Dr. Franz Prettenthaler, Klimaökonom und Leiter des Joanneum Research LIFE Instituts, den gesellschaftlichen und ökonomischen Folgen. Er zeigte die Schwierigkeiten auf, Hochwasser-Risiken im Rahmen einer Pflichtversicherung abzubilden – gerade weil die Betroffenheit von Gemeinde zu Gemeinde, von Bundesland zu Bundesland so unterschiedlich ist, während in Zukunft – Stichwort Klimawandel - Extremwetterereignisse noch häufiger auftreten werden.
Dr. Thomas Hlatky, Managing Director und Vorstandsmitglied bei GRAWE Reinsurance, beleuchtete die Sicht der Versicherungswirtschaft. Er zeigte, wie Vorsorge, Hilfe im Ernstfall und finanzielle Absicherung im Risikomanagementprozess ineinandergreifen – und welche Chancen, aber auch Risiken, neue Technologien wie die HORA-Plattform oder KI-gestützte Tools dabei mit sich bringen. Sein Vortrag war zugleich ein Plädoyer für eine Gesamtlösung, bei der Politik, Gemeinden, Versicherungen und Konsument:innen an einem Strang ziehen.
Mag. Alexander Hosner, Versicherungsexperte in der Konsumentenberatung der AK Niederösterreich, berichtete aus der Konsumentenschutz-Praxis. Er sprach über die „Versicherungs-Lücke“, also jene oft hohen Schadenssummen, die weder von Versicherungen noch vom Katastrophenfonds übernommen wurden und von den Geschädigten selbst getragen werden müssen. Oft fehle es an Problembewusstsein, häufig aber auch an Möglichkeiten, sich überhaupt ausreichend zu versichern. Wie sich die Lücke schließen ließe, war ebenso Thema der Keynote.
Zum Schluss brachte Prof.in Dr.in Swenja Surminski, Professorin an der London School of Economics, die internationale Perspektive ein. Sie machte deutlich, dass wir längst in einer ‚neuen Normalität‘ leben – der Klimawandel verändert die Rahmenbedingungen, doch unsere Systeme und Strukturen sind dafür nicht ausgelegt. Während weltweit 88 Prozent der Mittel in Katastrophenhilfe fließen, aber nur 12 Prozent in Vorsorge, braucht es dringend ein Umdenken: Infrastruktur schützen, Risiken minimieren, Anpassung ermöglichen. Surminski zeigte internationale Beispiele, wie Gemeinden und Bürger:innen gemeinsam Lösungen entwickeln – etwa durch Community-Ansätze in Großbritannien oder Deutschland. Und sie betonte: Versicherungen können dabei eine Schlüsselrolle spielen, nicht nur indem sie Schäden abdecken, sondern auch indem sie zu Prävention und Risikomanagement anleiten.
In der anschließenden Podiumsdiskussion unter dem Titel „Naturkatastrophen absichern – aber wie?“ diskutierten zusätzlich Mag.a Michaela Krömer, LL.M (Harvard), Verein Claw – Initiative für Klimarecht, sowie Mag. Christian Prantner, Finanzexperte der AK Wien, und LFR Alois Zaussinger, Bezirksfeuerwehrkommandant von Hollabrunn, über Rahmenbedingungen, die Rolle der wichtigsten Player sowie finanzielle und versicherungsrechtliche Herausforderungen. Deutlich wurde einmal mehr, dass es langfristig ein Zusammenspiel von Politik, Gemeinden, Versicherungen und Konsument:innen braucht, um faire und tragfähige Lösungen zu schaffen. Die Veranstaltung endete schließlich mit einem Resümee von AK Niederösterreich-Direktorin Mag.a Bettina Heise MSc.
Kontakt
Kontakt
Pressestelle
E-Mail: presse@aknoe.at
Sekretariat: +43 5 7171 21941
Journaldienst:
Tel: +43 5 7171 21900
Fax: +43 5 7171 21999