23.4.2025

Wissensforum Hirschwang 2025: Europa im Spannungsfeld des internationalen Geschehens

Europa im Spannungsfeld des internationalen Geschehens stand im Mittelpunkt des Impulsreferats des amtierenden österreichischen Botschafters im Königreich Belgien, Jürgen Meindl beim 2. Hirschwanger Wissensforum am Dienstag, den 22. April 2025.


„Alles vergeht, außer die Geschichte“, zitierte der Botschafter ein geflügeltes Wort. „Gegenwärtig werden wir von den dunkelsten Elementen unserer Geschichte eingeholt. Das 21 Jahrhundert droht eine Wiederholung des 20. Jahrhunderts zu werden“. Kriege, politische Rattenfänger, die Marginalisierung von Minderheitenrechten, Budgetkrisen, der Abbau von Sozialleistungen prägten die Debatten, während etwa über die Klimakrise kaum mehr gesprochen werde.

„Aber keine Entwicklung endet in ihren schrecklichsten Varianten. Man soll nicht diversen Schamanen nachlaufen, wir sind die Agenten unserer eigenen Geschichte“. Politiker und Technogangs verursachten die Krisen.  „Wir müssten Gegenpositionen entwickeln“. 

400 Jahre habe der Westen die Welt dominiert und nach 1945 sehr gute Geschäfte durch die Friedensdividende gemacht. Dann sei 2008 die Finanzkrise gekommen, 2014 die Besetzung der Krim, 2015 die Migrationskrise, dann der Ukrainekrieg, Corona…

Fehlentscheidungen haben dazu geführt, dass Europa an Einfluss verloren hat und heute weniger als 60 Prozent des weltweiten BIP erwirtschaftet.
Reformen seien notwendig und schmerzhaft, immerhin verbalisiere das der neue Finanzminister Marterbauer. Offen sind andere notwendige Maßnahmen.

Die Welt rüstet auf
„Die Welt rüstet auf“, so Meindl. Allein die USA mit 950 Mrd. US-Dollar jährlich. 
„97 Prozent der EU-Bürger leben in NATO-Staaten, viele haben ihre Verteidigungsausgaben erhöht. Braucht es eine solche Aufrüstung? “Meine Meinung ist: Europa muss nachrüsten. Wir müssen dabei die richtige Balance finden“.

Gemeinsame Käufe könnten Milliarden sparen. Die Verwaltung in den verschiedenen Armeen sei gewachsen, hier könne man einsparen. In Österreich würden 11.000 Mitarbeiter 3,3Mrd. Euro in der Sicherheitsindustrie generieren, 200 weitere Zuliefererbetriebe könnten weitere Aufträge bekommen. Dazu komme die sehr hohe Forschungsquote von sieben Prozent in dieser Branche. „Hier bieten sich Chancen für Österreich und für Arbeitsplätze durch die Aufrüstung in Europa“.

Derzeit sei es politischer Suizid, am Dogma der Neutralität zu rütteln, aber Dogmen landeten immer im Museum der Geschichte, so Meindl. 
„Neutralität heiße nicht im Abseits stehen, wir sind keine Trittbrettfahrer“ so Meindl mit Verweis auf Bundesheereinsätze im Tschad, in Afghanistan oder am Golan.

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