Geld auf der Waage
Geld auf der Waage © Andrey Popov, stock.adobe.com
26.11.2024

Wie viel verdient man in Niederösterreich? 

Die Beschäftigten in Niederösterreich verdienten 2023 im Schnitt 2.655 Euro im Jahr (Brutto-Medianeinkommen). Im Jahr davor waren es 2.457 Euro.

Das entspricht in Niederösterreich einem Plus von 198 Euro zum Jahr davor, also 8,1 Prozent.

Allerdings hat die Teuerung und Inflation erhebliche Auswirkungen auf die Reallöhne. Abzüglich der Inflation, Sozialversicherung und Lohnsteuer ist das Brutto-Medieneinkommen in Niederösterreich von 2022 auf 2023 real um nur 10 Euro gestiegen, das ist ein Plus von nur 0,5 Prozent.

"Die weiterhin hohen Preise bei Energie, Wohnen und Lebensmitteln belasten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer massiv. Es braucht wirksame Maßnahmen gegen die Inflation. Die Menschen benötigen Planungssicherheit und Stabilität“, so Markus Wieser.

Zur Analyse

Nur wenn den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern genug bleibt, um das Geld wieder in den heimischen Konsum- und Wirtschaftskreislauf einbringen zu können, kann eine Positiv-Spirale in Gang gesetzt werden. Das ist gerade jetzt wichtiger denn je. Die Arbeitnehmer:innen haben sich ihren fairen Anteil an der steigenden Wertschöpfung und Produktivität mehr als verdient.

Markus Wieser

Niederösterreichs AK Präsident und ÖGB Vorsitzender 

 

Niederösterreich an siebenter Stelle

Im Bundesländervergleich lag das Medianeinkommen in Niederösterreich mit 2.655 Euro an siebenter Stelle. Nach wie vor das höchste Einkommensniveau ist in Vorarlberg (2.887 Euro), das geringste Mediankommen ist im Burgenland (2.439 Euro).

Frauen verdienten rund 28 Prozent weniger

In Niederösterreich lag das Medianeinkommen der Frauen im Jahr 2023 mit 2.151 Euro um 847 Euro unter jenem der Männer (2.998 Euro). Die Einkommensdifferenz zwischen den Geschlechtern betrug 28,2 Prozent. Damit verringerte sie sich im Jahresvergleich um 0,3 Prozentpunkte, erhöhte sich absolut jedoch um 53 Euro.

Österreichweit verringerte sich die Einkommensschere im Jahresvergleich um 0,4 Prozentpunkte auf 27,9 Prozent, erhöhte sich absolut allerdings um 52 Euro. Das bundesweite Einkommensniveau der Frauen lag mit 2.281 Euro um 883 Euro unter jenem der Männer (3.164 Euro).

 

Regions- und Bezirksranking

Das Mostviertel war die Region mit dem höchsten Einkommensniveau, es lag um 3,4 Prozent über dem niederösterreichischen Medianeinkommen. Das zweithöchste Einkommensniveau wies der Zentralraum auf, gefolgt vom Industrieviertel und vom Waldviertel. Das niedrigste gewichtete regionale Medianeinkommen wies das Weinviertel auf, dessen Einkommensniveau um 10,3 Prozent unter dem niederösterreichweiten lag.

An der Spitze des Bezirksrankings kam es dieses Jahr zu einem Wechsel: Die Statutarstadt St. Pölten wies 2023 mit 2.917 Euro das höchste Medianeinkommen in Niederösterreich auf. Der Bezirk Amstetten, der traditionell das höchste Einkommensniveau besaß, lag mit 2.910 Euro knapp darunter. Dahinter reihten sich die Bezirke Scheibbs (2.797 Euro), Gmünd (2.786 Euro) und Lilienfeld (2.713 Euro) ein. Der Bezirk mit dem niedrigsten Medianeinkommen war abermals Krems (Land), dessen Einkommensniveau bei 2.137 Euro lag.

 

Eine gerechte und faire Neuverteilung der Abgabenlast ist zu diskutieren

Neben Kaufkraftsteigerungen für die Beschäftigten und Abfederungen bei Wohnen, Einkauf und Energie forderte der Präsident: „Wenn man die gesamte Wertschöpfung ansieht, dann beträgt der Anteil aus menschlicher Arbeitskraft nur noch 60 %, während 40 % von Maschinen und Robotik und Automatisierung stammen. Angesichts der Veränderungen in der Arbeitswelt ist es notwendig, eine gerechte und faire Neuverteilung der Abgabenlast zu diskutieren und umzusetzen. Es kann nicht sein, dass fast ausschließlich Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diese Last tragen“, so Wieser abschließend.


Forderungen der Arbeiterkammer

Reallohnsteigerungen: Die Zunahme der Bruttolöhne und -gehälter sollte sich mittel- und langfristig an Produktivitätszuwachs und Inflation orientieren, um den Anteil der Arbeitnehmer:innen am gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern. Deutliche Reallohnsteigerungen sind v.a. im Niedriglohnbereich notwendig!

Erhöhung der kollektivvertraglichen Mindestlöhne: Vor allem in den unteren Einkommensgruppen sind reale Einkommenssteigerungen besonders von Nöten, um den Lebensstandard der Arbeitnehmer:innen zu heben. Alle kollektivvertraglichen Mindestlöhne müssen auf 2.000 Euro angehoben werden, um dem Phänomen Working Poor entgegenzuwirken!

Arbeitszeitverkürzung: Verkürzung der Arbeitszeit mit Lohn- und Personalausgleich, um den nicht abgegoltenen Produktivitätszuwachs der letzten Jahre auszugleichen und Arbeitsplätze zu schaffen bzw. die vorhandene Arbeit sowie die Einkommen gleicher zu verteilen! Verteuerung und Abbau von chronischen Überstunden und Mehrarbeit! 

Verbesserte Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Eine wichtige Voraussetzung zur Schließung der Einkommensschere zwischen Frauen und Männern ist eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, für beide Geschlechter. Durch verstärkte Investitionen in die soziale Infrastruktur, kann diese Ursache unfreiwilliger Teilzeitarbeit eingedämmt werden. Konkret gefordert werden der flächendeckende Ausbau von Ganztagsschulen sowie die Bereitstellung von leistbaren, zeitlich flexiblen und vollzeittauglichen sowie qualitativ hochwertigen Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen inklusive Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungs- und -betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Zudem braucht es den Ausbau von mobilen und stationären Pflegeangeboten für Ältere und pflegebedürftigen Menschen. Dazu müssen auch die Rahmenbedingungen und Bezahlung von Beschäftigten in den Sozialen Dienstleistungen verbessert werden.


Einkommenstransparenz durch eine schnelle und effektive Umsetzung der Lohntransparenz NEU: Maximalvariante unter starker Einbeziehung der Arbeitnehmer:innen-Vertretung. Auch eine Verbesserung hinsichtlich der Einkommensdaten ist erforderlich. Führungspositionen und leitende Tätigkeiten müssen verstärkt Teilzeitbeschäftigten ermöglicht werden, sodass mehr Frauen diese ausüben können.

Faire Finanzierung des Solidarstaats: Der wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen ist im zunehmenden Maße an den Einsatz von Computern, Maschinen und Robotik gebunden. Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine beträgt nur noch 60 zu 40 Prozent. Daraus ergibt sich eine 40-Prozent-Lücke bei der Finanzierung der Sozialversicherung,


Aufwertung frauendominierter Berufe und Branchen: Frauendominierte Berufe und Branchen sind schlechter bezahlt als männerdominierte. Eine monetäre Aufwertung entsprechend der gesellschaftlichen Bedeutung von klassischer Niedriglohnbereiche etwa im Handel, im Beherbergungs- und Gaststättenwesen, in der Erziehung oder im Gesundheits- und Sozialwesen ist dringend nötig. Die bessere Bewertung von frauentypischen Tätigkeiten trägt auch zu einer notwendigen besseren Durchmischung der Geschlechter innerhalb der Branchen bei. 

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