2.12.2025

AK Niederösterreich-Pendleranalyse 2025

In Niederösterreich leben, heißt pendeln. Wie aus der soeben erschienenen Pendleranalyse der AK Niederösterreich hervorgeht, muss deutlich mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen (57,24 Prozent) in einen anderen Bezirk auspendeln. Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer:innen pendelt nach Wien, nur noch knapp ein Fünftel (19,9 Prozent) hat einen Arbeitsplatz in der Gemeinde. „Pendeln bedeutet gesundheitliche und finanzielle Belastungen. Es braucht daher deutliche Entlastungen und mehr Unterstützung für Pendlerinnen und Pendler“, so AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. 

Die vorliegende Analyse soll einen Überblick über die Pendelbewegungen in Niederösterreich geben und auf aktuelle Entwicklungen aufmerksam machen. Der Schwerpunkt der Analyse liegt bei jenen Pendler:innen, die am Weg zur Arbeit eine Bezirksgrenze überschreiten müssen.

Pendleranalyse

Seit 30 Jahren untersucht die AK Niederösterreich das Pendelverhalten der Arbeitnehmer:innen.


Wer pendelt wohin?

Nur rund 20 Prozent der berufstätigen Bevölkerung in Niederösterreich arbeiten in der Gemeinde, in der sie auch wohnen. Rund 23 Prozent arbeiten innerhalb ihres Wohnbezirks, rund 31 Prozent der berufstätigen Bevölkerung pendeln in einen anderen Bezirk (ohne Wien) und rund 26 Prozent pendeln in die Arbeit nach Wien.

Pendeln in ein anderes Bundesland

Von den 683.159 Berufstätigen, die in Niederösterreich wohnen, pendeln rund 32 Prozent in ein anderes Bundesland. Absolut sind das 219.194 Personen, die aus Niederösterreich in ein anderes Bundesland zur Arbeit pendeln. Der Großteil der Arbeitnehmer:innen arbeitet in Wien, nämlich mehr als jede:r Vierte (26,4 Prozent). Nach Oberösterreich pendeln 3,14 Prozent der in Niederösterreich wohnhaft Beschäftigten. 

Wer kommt nach Niederösterreich?

Umgekehrt finden 581.113 Personen in Niederösterreich ihren Arbeitsplatz. Insgesamt pendeln 117.148 Arbeitnehmer:innen aus anderen Bundesländern nach Niederösterreich zur Arbeit, das entspricht rund 20 Prozent der Arbeitsbevölkerung. Rund 14 Prozent kommen aus Wien und rund 3 Prozent aus dem Burgenland.

Arbeitsplätze in Niederösterreich

Der Pendler:innensaldo für Niederösterreich ist weiterhin negativ. Es gibt um 102.046 mehr Auspendler:innen als Einpendler:innen. Niederösterreich hat damit weiterhin ein Defizit an Arbeitsplätzen. Vergleicht man die Zahl der vorhandenen Arbeitsplätzen mit der Anzahl der niederösterreichischen Berufstätigen ergibt sich ein ähnliches Bild: Für 85 Prozent der in NÖ wohnenden Arbeitnehmer:innen steht – rein rechnerisch, ohne Berücksichtigung von Beruf oder Qualifikation – ein Arbeitsplatz zur Verfügung. Es gibt aber auch Regionen, die mehr Arbeitsplätze anbieten, als dort berufstätige Einwohner:innen leben. Dazu zählen alle vier niederösterreichischen Statutarstädte sowie die Bezirke Bruck an der Leitha, Lilienfeld und Mödling.

Regionen

Das Industrieviertel hat weiterhin mit 38,5 Prozent der niederösterreichischen Arbeitsplätze den höchsten Anteil an der Arbeitsbevölkerung. Auch die hohen Aus- und Einpendler:innenzahlen bleiben weiterhin bestehen. Der Zentralraum stellt mit 24,9 Prozent rund ein Viertel der Arbeitsplätze und ist nach dem Industrieviertel das zweitgrößte Arbeitsplatzzentrum. Es folgt das Mostviertel mit 14,6 Prozent der niederösterreichischen Arbeitsbevölkerung, das auch mit Oberösterreich verflochten ist. Immer noch sind die Bezirke im Weinviertel (der Anteil an der Arbeitsbevölkerung beträgt 14,2 Prozent) sehr attraktiv zum Wohnen. Aber der deutliche Überhang bei den Auspendleri:innen ist fast für die Hälfte (45,5 Prozent) des negativen Pendler:innensaldos (- 46.411) für ganz Niederösterreich verantwortlich. 

Das Waldviertel hat weiterhin bei den wohnhaften Beschäftigten (Anteil 7,4 Prozent) und der Arbeitsbevölkerung (Anteil 7,8 Prozent) jeweils die geringsten Anteile, dafür aber ein ziemlich ausgeglichenes Verhältnis, mit einem leichten absoluten Überhang bei den wohnhaft Beschäftigten. Das Waldviertel weist weiterhin den geringsten Auspendler:innenanteil auf, d.h. der niedrigste Anteil der wohnhaft Beschäftigten muss ihren Bezirk für das Erreichen des Arbeitsplatzes verlassen. Immerhin können theoretisch rund 89 Prozent der Waldviertler:innen in ihrer Region einen Arbeitsplatz finden.

Arbeitswege

Durchschnittlich beträgt der Weg in die Arbeit in Niederösterreich 30 Minuten. Niederösterreich liegt damit österreichweit an dritter Stelle, nur im Burgenland (35 Minuten) und in Kärnten (31 Minuten) ist man noch länger unterwegs. Der niederösterreichische Arbeitsweg ist im Durchschnitt 31 Kilometer lang. Auch hier liegen nur das Burgenland (41 Kilometer) und Kärnten (38 Kilometer) vor Niederösterreich.

Erreichbarkeit und Motorisierungsgrad

In Niederösterreich sind vierzig Prozent am Wohnort gar nicht oder nur sehr schlecht an den öffentlichen Verkehr angebunden (an Werktagen inklusive Schulferien). 

Vergleicht man die Reisezeiten ins nächste regionale Zentrum zwischen dem öffentlichen Verkehr (ÖV) und dem motorisierten Individualverkehr (MIV) so wird besonders in Niederösterreich ein auffallender Unterschied sichtbar. Man muss im Öffentlichen Verkehr durchschnittlich 66 Prozent mehr an Zeit als im MIV aufwenden. Am stärksten ist diese Differenz im Bezirk Hollabrunn, hier muss man im ÖV rund 122 Prozent mehr an Zeit als im MIV aufwenden.

In allen niederösterreichischen Bezirken ist der Motorisierungsgrad gegenüber 2024 gestiegen, außer in St. Pölten Stadt, hier ist er sehr leicht zurückgegangen. Hier gibt es eine deutliche Spannweite, die von der Erreichbarkeit im öffentlichen Verkehr geprägt ist. Spitzenreiter ist Waidhofen an der Thaya mit 775 Pkw pro 1.000 Einwohner:innen, Wr. Neustadt weist hingegen mit 562 Pkw pro 1.000 Einwohner:innen den niedrigsten Motorisierungsgrad auf.
AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser und AK-Verkehrsexpertin Hannah Berger präsentieren die Pendler:innenanalyse für 2025.
AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser und AK-Verkehrsexpertin Hannah Berger präsentieren die Pendler:innenanalyse für 2025. © Georges Schneider, AK Niederösterreich

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