In Niederösterreich verdienen Frauen noch immer durchschnittlich 16,5 Prozent weniger als Männer trotz ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung (Lohnsteuerstatistik 2023). Nur knapp ein Drittel dieser Einkommensdifferenz ist durch objektive Faktoren wie Alter, Ausbildung, Betriebs- und Branchenzugehörigkeit zu begründen. Rund zwei Drittel sind unerklärt und lassen daher eine verbotene Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vermuten. Einkommensunterschiede schlagen sich auch in der Pension nieder und tragen dazu bei, dass Frauen in Österreich rund 40 Prozent weniger Pension erhalten als Männer.
Auch lange Teilzeit-Phasen wirken sich negativ auf die Frauen-Pensionen aus: Jede zweite Frau in Niederösterreich arbeitet in Teilzeit – doch die wenigsten von ihnen tun dies freiwillig: Eine umfangreiche Studie aus dem Jahr 2020 im Auftrag der AK Niederösterreich zur Teilzeitbeschäftigung zeigt, dass für viele Frauen Teilzeit die einzige Möglichkeit ist, Beruf und Kinderbetreuung zu vereinbaren. Aber auch Stress- und Zeitdruck in der Arbeit oder gesundheitliche Einschränkungen drängen viele Frauen in ein reduziertes Stundenausmaß. Auch ÖGB Niederösterreich Landesfrauenvorsitzende Mag.a Didem Strebinger stellt das Narrativ von der „selbst gewählten Teilzeit“ in Frage: „Die Angriffe auf Menschen in Teilzeit richten sich vor allem gegen Frauen. Fehlende Kinderbetreuung und Arbeitgeber:innen, die keine Vollzeitstellen anbieten, lassen vielen Frauen keine Wahl! Wir Gewerkschafterinnen sind für alle Arbeitnehmer:innen da“, so Strebinger.
Obwohl in Österreich die Gleichstellung von Frauen und Männern seit Langem gesetzlich verankert ist, sind es die Rahmenbedingungen und hartnäckigen Rollenbilder, die einer tatsächlichen Chancengleichheit im Weg stehen.
Die AK Niederösterreich und der ÖGB Niederösterreich setzen sich daher in der Allianz Lohntransparenz NEU ein. „Es geht um eine bestmögliche Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie, um mehr Transparenz beim Einkommen sicherzustellen“, so AK Niederösterreich Präsident und ÖGB Niederösterreich Vorsitzender Markus Wieser.
Zudem wurde mit dem „Städtebund/AK Gleichstellungsindex 2025“ ein umfassendes Instrument geschaffen, das die Gleichstellung in Österreichs Städten und Gemeinden misst. Auch die Städte und Gemeinden haben laut österreichischer Verfassung Verantwortung in der Gleichstellung. Mit dem Gleichstellungsindex kann Gleichstellung entlang von neun Dimensionen (Bildung, Demografie Einkommen, Erwerbstätigkeit, Gesundheit, Gewaltschutz, Kinderbetreuung, Mobilität und Repräsentation) auf Gemeindeebene analysiert werden. Der diesjährige Bericht zeig, dass die Gleichstellung erst auf halber Strecke liegt. Die AK Niederösterreich fordert daher bessere Rahmenbedingungen für existenzsichernde Vollzeitarbeit, mehr Transparenz bei den Einkommen, bessere Bewertung von typischen Frauenbranchen und –berufen sowie Anreize für mehr Aufteilung bei der Karenz und Betreuung von Kindern und älteren und pflegebedürftigen Personen.
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