20.12.2021

Wertpapiere: Gebühren im Vergleich

Wer sein Erspartes in Wertpapiere investieren möchte, sollte sich vor dem Einstieg gut informieren. Denn es ist nicht ganz einfach, sich einen Überblick über die anfallenden Gebühren zu machen. Sie unterscheiden sich von Bank zu Bank und sind oft sehr unübersichtlich dargestellt. Lesen Sie hier, wofür welche Gebühren anfallen und worauf man beim Anlegen unbedingt achten sollte.

Die AK Niederösterreich-Konsumentenberatung hat die hauptsächlich anfallenden Kosten und Gebühren von 26 Banken unter die Lupe genommen:

  • Kosten für das Wertpapierdepot pro Jahr,
  • Kosten für das Verrechnungskonto pro Jahr
  • und die Ordergebühren

1. Jährliche Kosten für das Wertpapierdepot

Gekaufte Wertpapiere werden in sogenannten Depots verwahrt. Dafür fallen Depotgebühren an. Meist werden diese Kosten als ein Prozentsatz des Kurswertes des Wertpapiers plus 20 Prozent Umsatzsteuer berechnet. Dieser Prozentsatz kann von Bank zu Bank verschieden sein.

In den allermeisten Fällen gilt außerdem eine Mindestgebühr pro Depot und/oder auch noch eine Mindestgebühr pro Wertpapierposition.

Rechenbeispiel

Sie besitzen 10 Aktien von Unternehmen X und 5 Aktien von Unternehmen Y in einem Wertpapierdepot bei Bank Z. Die 10 Aktien von Unternehmen X sind gemeinsam eine Wertpapierposition. Die fünf Aktien von Unternehmen Y sind ebenfalls gemeinsam eine Wertpapierposition.

Für das Depot berechnet Ihnen Bank Z z. B. jährlich 0,25 Prozent des Kurswertes dieser fünfzehn Aktien. Dazu kommen noch 20 Prozent Umsatzsteuer. Liegen die Kosten pro Wertpapierposition unterhalb der Mindestgebühr pro Wertpapierposition, wird die Mindestgebühr fällig, z. B. in Höhe von 5 Euro für Position X und noch mal fünf Euro für Position Y – also 10 Euro plus 20 Prozent Umsatzsteuer, das ergibt 12 Euro. Liegen diese 12 Euro unterhalb der Mindestgebühren für das Depot, ist die Mindestdepotgebühr fällig – zum Beispiel 30 Euro.  

 

Tipp

Keine oder günstigere Depotgebühren fallen bei den Kreditinstituten oftmals für eigene Wertpapiere oder Fonds(spar)produkte an. Für im Ausland verwahrte Wertpapiere werden hingegen oftmals höhere Gebühren verrechnet. 

Depots: Verschiedene Modelle

Wie es bei einer Automarke verschiedene Automodelle geben kann, kann es bei einem Wertpapierdepot ebenso verschiedene Modelle geben. Zum Beispiel kann bei einem Modell, das eine Bank anbietet, ausführliche Beratung und Service inkludiert sein, während ein anderes Modell keine Beratung beinhaltet. Das wirkt sich auf die Höhe der Gebühren aus – mehr Beratung und Service bedeutet in der Regel höhere Gebühren. In der Praxis heißt das: Auch bei ein und derselben Bank können die anfallenden Kosten - je nachdem, welches Depot-Modell Sie wählen - variieren.

Depotgebühren – die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung:

  • Bei den erhobenen Banken bewegen sich die Gebühren als Prozentsatz vom Kurswert des Wertpapiers in einer Bandbreite von 0,075 Prozent und 0,25 Prozent vom Kurswert, dazu kommen noch 20 Prozent Umsatzsteuer.
  • Die jährliche Mindestdepotgebühr je Wertpapierposition bewegt sich zwischen „keiner“ bis hin zu Mindestgebühren in der Höhe von 7,41 Euro je Wertpapierposition.
  • Die Mindestdepotgebühren für das Wertpapierdepot selbst bewegen sich zwischen keiner Mindestgebühr und Mindestgebühren in der Höhe 50,847 Euro bis hin zu fixen Kosten von 599,40 Euro im Jahr für ein All-inclusive Premiummodell.

Achtung: Hohe Gebühren für Depotüberträge

Wechselt man sein Depot und will die bestehenden Wertpapiere auf ein anderes Depot übertragen, fallen meist sehr hohe Gebühren für diese Depotüberträge an: Sie bewegen sich für inländische Wertpapiere in einer Spanne von 10,17 Euro + 20 Prozent Umsatzsteuer (USt.) bis 50,00 Euro + 20 Prozent USt. Für ausländische Wertpapiere bewegen sich diese Gebühren im Bereich von 14,53 Euro bis 60,65 Euro – und zwar pro Wertpapierposition!

Die Kostenübersicht der Depotgebühren aus unserer Erhebung finden Sie hier.

2. Jährliche Kosten für das Verrechnungskonto

Mit der Eröffnung eines Wertpapierdepots wird in der Regel auch ein Verrechnungskonto eröffnet, ähnlich wie das Kreditkonto bei einem Kredit. Von diesem Verrechnungskonto werden die Zahlungen für den Kauf von Wertpapieren, die Order- und Depotgebühren geleistet. Erträge aus den Wertpapiergeschäften sowie Ausschüttungen/Dividenden werden auf das Verrechnungskonto überwiesen.

Tipp

Sollten Sie das Wertpapierdepot bei der Bank eröffnen, bei der Sie auch Ihr Girokonto haben, ist oft kein eigenes Verrechnungskonto notwendig. Unbedingt nachfragen – so können Sie die Gebühr für die Kontoführung einsparen!

Kontogebühren – die wichtigsten Erkenntnisse der Erhebung:

  • Bei den Gebühren für das Verrechnungskonto ist die Bandbreite recht groß. Diese reichen von spesenfreier Kontoführung bis zu 55,68 Euro pro Jahr. 
  • Achten Sie auf die Soll- bzw. Überziehungszinsen. Für ein überzogenes Verrechnungskonto können bis zu 13,25 Prozent pro Jahr (in der Finanzwelt üblicherweise „per annum“, also p.a.) an Sollzinsen verrechnet werden.

Die Kostenübersicht der Gebühren fürs Verrechnungskonto aus unserer Erhebung finden Sie hier.

3. Ordergebühren

Bei Ordergebühren handelt es sich vereinfacht gesagt um jene Kosten, die für An- und Verkäufe von Wertpapieren verrechnet werden. Sie variieren sehr stark und können in unterschiedlichster Weise verrechnet werden, abhängig von:

  • Auftragsvolumen (Prozentsatz des Kurswertes)
  • Wertpapiertyp
  • Depotmodell
  • Art der Beauftragung (in der Filiale, telefonisch oder über das Online Banking)
  • Handelsplatz (Börse Wien, ausländische Börsen)

Tipp

In vielen Fällen werden Mindest- bzw. Grundgebühren pro Transaktion verrechnet.

4. Zusatzgebühren

Neben den großen Gebühren-Posten können Zusatzgebühren anfallen: 

  •  für die telefonische Auftragserteilung
  •  für einen Depotauszug
  •  für Porto
  •  für Depotübertrag, also für den Wechsel eigener Wertpapiere in ein anderes Depot (oft sehr hohe Gebühren!)
  •  für Devisenprovisionen
  •  usw. 

5. Tipps für Einsteiger:innen 

  • Achtung! Werden hohe jährliche Erträge versprochen bei gleichzeitig geringem Risiko – unbedingt hellhörig werden! Es gibt kein Anlageprodukt, das ohne (hohes) Verlustrisiko hohe Gewinne bringt! Überlegen Sie gut, wie viel Risiko Sie eingehen möchten!
  • Möchten Sie eine risikolose Geldanlage für die Altersvorsorge? Dann ist es nicht empfehlenswert, Ihr Geld ausschließlich in Aktien anzulegen.
  • Unerfahrene Anleger:innen sollten sich immer beraten lassen. Seriöse Beratung wird und muss bei Kaufempfehlungen für Wertpapiere immer gemäß der Risikoeinstellung des Kunden bzw. der Kundin handeln.  
  • Direktbanken werben häufig mit geringeren Gebühren für Wertpapierdepots. Gespart wird bei der Beratung – überlegen Sie gut, ob Sie auf die Beratung verzichten wollen und können. 

Bei der Entscheidung für ein Depot sollte man außerdem gut darüber nachdenken, wie es genutzt werden soll:

  • Handelt man häufig, sprich, plant viele Käufe bzw. Verkäufe, unbedingt auf die Ordergebühren schauen, die sich schnell summieren können.
  • Hat man wenige Wertpapierpositionen über mehrere Jahre zu Anlagezwecken in einem Wertpapierdepot liegen, achten Sie auf die Mindestdepotgebühren, die (pro Wertpapierposition und/oder pro Depot) bei fast allen befragten Kreditinstituten anfallen. 

Tipp

Aufgrund der hohen Gebühren in Zusammenhang mit der Wertpapierveranlagung rentiert sich die Geldanlage in Wertpapiere meist erst ab einer gewissen Mindestveranlagungssumme.

Noch Fragen?

Bei weiteren Fragen erreichen sie unsere Konsumentenberatung unter der Telefonnummer 05 7171 23000 von Montag bis Freitag, jeweils von 8 bis 13 Uhr.

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